Beim barrierefreien Umbau von Wohnungen kommen immer häufiger auch digitale Technologien zum Einsatz. Das geht aus dem Jahresbericht der Wohnberatung der Arbeiterwohlfahrt (AWO) im Rhein-Sieg-Kreis hervor. „Die Beratung für Ältere, Menschen mit Behinderung oder Erkrankung wird dadurch immer komplexer“, berichtet Beraterin Elke Emmerich. Im vergangenen Jahr konnten nach Auskunft der AWO pandemiebedingt weniger Beratungsgespräche durchgeführt werden als in den Vorjahren, der Aufwand für die Beratungen habe aber deutlich zugenommen. Die Wohnberatung der AWO unterstützt Menschen im Rhein-Sieg-Kreis dabei, trotz Einschränkungen weiter in den eigenen vier Wänden leben zu können.
Insgesamt 445 Menschen – davon 203 neue Ratsuchende – haben die zwei Sozialpädagoginnen und zwei Innenarchitektinnen der Arbeiterwohlfahrt im vergangenen Jahr darüber informiert, wie sie ihre Wohnungen oder Häuser barrierearm oder barrierefrei umgestalten können. Im Vorjahr waren es noch 840 Fälle. „Um echte Unterstützung anbieten zu können, müssen wir uns natürlich ein Bild von der Situation vor Ort machen“, erläutert Karin Michels, Innenarchitektin des Wohnberatungsteams. Das sei letztes Jahr während der verschiedenen Lockdowns nur eingeschränkt möglich gewesen. „Gerade ältere Menschen haben aus Vorsicht auch auf Begegnungen verzichtet.“
Die neuen digitalen Möglichkeiten werden dabei immer häufiger auch von älteren Menschen gewünscht, um ihre Selbstständigkeit zu verbessern, die Pflege zu erleichtern und die Sicherheit im häuslichen Umfeld zu gewährleisten. Die Palette dieser sogenannten SmartHome -Technik reichten von Hausnotrufsystemen über digitale Türspione, die automatische Herdabschaltung, Zeitschaltungen von Haushaltsgeräten, elektrische Rolladen-Steuerungen, sprachgesteuerte Funktionen, zum Beispiel um die Türe zu öffnen oder die Raumtemperatur zu regulieren, bis hin zu Bewegungssensoren.
„SmartHome ist einerseits toll“, erklärt AWO Geschäftsführerin Barbara König, „weil es den Alltag erleichtert und dazu führen kann, dass ältere Menschen länger in ihren eigenen vier Wänden leben können“. Andererseits seien die Beratungen zeitintensiver, und die Mitarbeiterinnen müssten auch häufiger in Schulungen, um auf dem aktuellen Stand der sich „rasant entwickelnden“ Technik zu bleiben. „Wir können also immer weniger Menschen beraten, wenn wir nicht mehr Beraterinnen bekommen“, formuliert König ihren Wunsch an die Politik im Kreis. „Das auch deshalb, weil der aktuelle Stellenschlüssel immer noch auf unzureichenden Daten aus dem Jahr 2009 beruht, denen nur der damalige Anteil älterer Menschen ab 65 Jahren zu Grunde liegt, nicht aber die hohe Zahl von jüngeren Menschen, zum Beispiel mit Behinderung und die steigende Zahl von demenziell Erkrankten“, heißt es im Jahresbericht der Wohnberatung dazu „Wir brauchen deshalb dringend mehr BeraterInnen, um der zunehmenden Zahl älterer Menschen in der Boom-Region Rhein-Sieg auch helfen zu können“, ergänzt König.
Wohnberatung hilft den Ratsuchenden – und ihren Angehörigen
Wie in den Vorjahren haben sich die Hilfesuchenden auch 2021 am häufigsten zu einer Anpassung des Badezimmers sowie dem Einbau von Treppenliften oder Rampen beraten lassen. Bezogen auf alle abgeschlossenen Beratungen, waren bauliche Veränderungen mit über 520 Fällen am häufigsten Anlass für die Beratung, gefolgt vom Einsatz von Hilfsmitteln (rund 500) und einer Veränderung der Ausstattung (rund 480). Mit Erfolg, berichten die Ratsuchenden. Die weitaus meisten bestätigten, dass Unfallrisiken beseitigt wurden (380 Nennungen) und dass die selbstständige Lebensführung in den eigenen vier Wänden erhalten oder verbessert werden konnte (362). „Die Beratung hilft aber nicht nur älteren Menschen und Menschen mit Behinderung oder Erkrankung“, freut sich Elke Emmerich, Sozialpädagogin, „sondern oft auch Angehörigen“. Beleg dafür: In über 300 Fällen berichteten die Ratsuchenden, dass sich eine Überforderung der pflegenden Angehörigen vermeiden ließ, und in 240 Fällen auch, dass der Pflegebedarf geringer wurde. „Das freut uns ganz besonders“, sagt Karin Michels, „weil wir sehen, dass unser Engagement vielen Menschen wirklich ganz konkret hilft.“ Und Barbara König ergänzt „… und darüber hinaus Familien, Staat und Pflegekassen auch noch bares Geld spart, weil Menschen länger zu Hause leben können statt in einer Pflegeeinrichtung.“