Siegburg, 13. November 2023 – Heinz-Willi Schäfer bleibt für weitere vier Jahre Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt Bonn/Rhein-Sieg (AWO). Die Delegierten der AWO bestätigten Schäfer auf ihrer Kreiskonferenz mit 85 Prozent der abgegebenen Stimmen. Zu Schäfers Stellvertreterinnen und Stellvertretern wählten sie Martina Buhr, Stephan Eickschen und Heinz-Willi Ruiters. Schäfer sieht den Wohlfahrtsverband für die kommenden Jahre zwar gut aufgestellt, verwies aber auch auf große Herausforderungen und Ungewissheiten - von Gesellschaft wie AWO gleichermaßen. Für Aufsehen sorgte auf der Kreiskonferenz eine neue Studie, der zufolge der gegenwärtige Höhenflug der AfD vornehmlich auf Stimmen von Frauen fußt.
Die Sparmaßnahmen von Bund und Land infolge von Corona- und Wirtschaftskrise hätten unmittelbar Auswirkungen auf die Arbeit der AWO. Die Zukunft von wichtigen Aufgaben des Verbandes sei bei den vorgesehenen Kürzungen, zum Beispiel in der Migrationsberatung infrage gestellt. Die Politik müsse aufpassen, dass diejenigen, die schon unter den Krisen am meisten gelitten hätten, nicht erneut zu Opfern dieser Politik würden. Das treffe die Demokratie im Kern.
Diese Gefahr unterstrich auch die Geschäftsführerin der Hans Böckler Stiftung, Dr. Claudia Bogedan, in einem Impulsvortrag: Die neueste, bisher noch unveröffentlichte Erwerbspersonenbefragung der gewerkschaftsnahen Stiftung habe ergeben, dass die aktuellen Zugewinne der AfD in besonderem Maße von Frauen stammten: „Frauen wählen AfD“.
Unter der AfD-Stammwählerschaft läge der Männeranteil bei 73 Prozent. „Unter Neuwählenden ist der Männeranteil jedoch nicht signifikant höher als unter Wählenden anderer Parteien. Die AfD-Neuwählenden sind also relativ stark weiblich besetzt.“
Eine Ursache dafür sieht Bogedan in der zunehmenden, insbesondere wirtschaftlichen Belastung, die bei Menschen mit niedrigen Einkommen gegenüber 2022 gewachsen sei. „Auch das Vertrauen in die staatlichen Institutionen ist durch fast drei Jahre Dauerkrise strapaziert.“
Herausforderung Verbandsarbeit
Auch in der ehrenamtlichen Arbeit sieht Heinz-Willi Schäfer Herausforderungen auf die AWO zukommen. Die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren sei enorm, aber immer weniger Menschen seien bereit, sich in Vereinen auch in Ämter wählen zu lassen. „Dieser allgemeine Trend geht nicht spürlos an uns vorüber“, sagte der wiedergewählte Kreisvorsitzende mit Blick auf die 27 Ortsvereine der AWO. Dafür gelte es, neue Lösungen zu finden. Die Kreiskonferenz beschloss deshalb eine Änderung der Satzung, die es möglich macht, dort vom Kreisverband geführte Stützpunkte zu errichten, wo die Ortsvereine keinen eigenen Vorstand mehr bilden könnten.
Zu Beisitzerinnen und Beisitzern des neuen Kreisvorstands wählten die Delegierten Birgit Biegel, Horst Grundmann, Bernhard Kühne und Udo Schumpe aus Troisdorf sowie Ingo Holdorf aus Bonn-Beuel, Gudrun Meinken aus Siegburg, Erika Novatschek aus Hennef, Erwin Thiebes aus Rheinbach und Anna Zimmer aus Swisttal.
Die AWO ist mit über 4.600 Mitgliedern einer der größten Vereine und mit mehr als 1.400 Beschäftigen einer der größten Arbeitgeber in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis.