Zum 20jährigen Jubiläum benennt sich die Kita Papatya in Bad Godesberg um
Bonn-Bad Godesberg, 7. September 2022 – Die Vielfalt Bonns ist auch im Kleinen zu sehen. Jeden Morgen etwa vor einer Jugendstilvilla in der Koblenzer Straße in Bad Godesberg, wenn 60 Kinder mit unterschiedlichen internationalen Biografien in die Kindertagesstätte Papatya des AWO Kreisverbands Bonn/Rhein-Sieg e.V. (AWO) strömen. Sie sind zwei oder fünf Jahre alt, haben türkische Vorfahren oder arabische Eltern, deutsche Mütter oder italienische Väter. Morgens in der Kita verschmelzen sie spielerisch zu einer Gemeinschaft.
Kaum eine andere Einrichtung in Bonn ist so von ihrer internationalen Geschichte geprägt, wie die inzwischen als Familienzentrum anerkannte Kita im Herzen Bad Godesbergs, die vor genau 20 Jahren als Kindertagesstätte in Trägerschaft der AWO entstand. Bis dahin war sie, typisch für den damaligen Botschaftssitz Bad Godesberg, eine Einrichtung des Deutsch-Türkischen Frauenvereins im Umfeld der türkischen Botschaft. Nach dem Umzug der Regierung zog auch die türkische Botschaft nach Berlin. Eltern und Mitarbeiterinnen suchten einen Neuanfang und fanden: die AWO, die die Trägerschaft übernahm.
„Papatya“ solle die neue Kita heißen, das türkische Wort für Gänseblümchen, befanden damals Kinder, Eltern und Mitarbeitende gemeinsam, um an die türkischen Wurzeln der Einrichtung zu erinnern. „Es waren zu Beginn auch noch viele Kinder mit türkischer Biografie bei uns“, erinnert sich Elif Günendi, die damals schon dabei war. „Ein Stück alte und neue Heimat unter einem Dach“.
Doch Bad Godesberg entwickelte sich weiter. Und mit dem Stadtbezirk die Kita. Seit 2009 ist sie auch als Familienzentrum NRW zertifiziert. Zertifizierte Familienzentren des Landes NRW orientieren sich mit ihren vielfältigen Angeboten für Kinder und Familien an dem jeweiligen Sozialraum und dessen Bedürfnissen. Darüber hinaus öffnen Familienzentren ihre Türen auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten und bieten ein Netzwerk und viele Kooperationen zur Unterstützung von Familien für z.B. Beratungen und Themennachmittage.
So vielfältig wie das Leben der Kinder
Bad Godesberg und die Kita sind in ihrer zwanzigjährigen Geschichte bunter geworden. Wo anfangs noch viele Kinder türkischer Eltern spielten und lernten, finden sich heute Kinder aller Nationalitäten in den Spiel-, Ruhe und Aufenthaltsräumen oder dem Gartengelände der alten Jugendstilvilla. Diesem Umstand trägt die AWO nun auch durch eine Umbenennung Rechnung. Aus dem türkischen Gänseblümchen „Papatya“ wird diesen Freitag die „Villa Vielfalt“. „Dadurch unterstreichen wir die gegenseitige Anerkennung und Gleichwertigkeit der Menschen aus verschiedenen Ländern“, schildert Einrichtungsleiterin Sylvia Marx.
Doch der neue Name trägt auch geänderten Anforderungen an ein Familienzentrum und die frühpädagogische Arbeit wieder. „Wir gehen heute viel individueller auf die Bedürfnisse der Kinder ein“, schildert Janina Knott, Betriebsleiterin Frühkindlichen Elementarpädagogik bei der AWO. Dazu bedürfe es neben der sensiblen fürsorglichen Betreuung auch die Stärkung einer jeden individuellen Persönlichkeit. „Eine starke, selbstbewusste Persönlichkeit können Kinder aber nur entwickeln, wenn sie wissen, was sie selbst bewirken können, welche Rechte und natürlich auch Pflichten sie haben. Beteiligung ist dazu der Schlüssel. In unserer partizipatorisch-demokratischen Erziehung fördern wir die Entwicklung dieser Persönlichkeit, um ihnen so den besten Start in ihre Zukunft zu ermöglichen.“
In der Villa Vielfalt steht insbesondere die Sprachbildung und -förderung der Kinder im Mittelpunkt. „Für uns hat die Erstsprache der Kinder einen hohen Stellenwert“, erzählt Sylvia Marx. Die Sprachförderung findet dabei alltagsintegriert statt. „Villa Vielfalt“ bedeute auch, „dass wir das Leben der Kinder in ihrer ganzen Vielfalt wahrnehmen. Uns ist wichtig, dass die Vielfalt der Biografien, die Vielfalt der Aktionen im Kitabereich, die Vielfalt der Angebote im Familienzentrum, die Vielfalt des Trägers sowie die Vielfalt des Stadtteils hier einen Namen hat. Insofern mag die Umbenennung nur eine Kleinigkeit sein. Aber der Name trägt eben auch die ganze Welt der Kinder in sich.“