Wohnungsmangel gefährdet das Sozialgefüge
In Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis stehen wir vor großen Herausforderungen, die seit vielen Jahren bekannt sind, die aber lange Zeit nicht angenommen wurden und zu einem hohen Wohnungsfehlbedarf geführt haben.
Es fehlt an Wohnungen! Die Zahl der Einwohner und Haushalte in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis entwickelt sich sehr viel schneller, als neue Wohnungen gebaut werden.
Für die unteren und mittleren Einkommensgruppen ist es jetzt schon schwierig, eine bezahlbare Wohnung zu bekommen, die Verdrängung von Nachbarschaften gefährdet zunehmend den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Für die AWO Bonn/Rhein-Sieg ist der Wohnraummangel in der Region eine entscheidende soziale Frage unserer Zeit. Daher setzen wir uns an vielen Stellen für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum ein, besonders in den Bündnissen für Wohnen in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis zusammen mit weiteren Wohlfahrtsverbänden, dem Mieterbund und dem DGB.
Bündnisse für Wohnen - Gemeinsam für bezahlbaren Wohnraum
Von einem Mangel an bezahlbaren Wohnungen sind in erster Linie einkommensschwache Bevölkerungsgruppen betroffen. Im Wettbewerb um das knappe Gut Wohnraum haben sie nur geringe Chancen und werden oft in weniger attraktive Wohnviertel abgedrängt.
Bereits seit 2012 setzen sich AWO, Caritas, Diakonie, DGB und Mieterbund gemeinsam für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum ein. In einer Wohnungsmarktstudie für das Stadtgebiet Bonn, die in 2015 aktualisiert wurde, wiesen sie auf Fehlentwicklungen hin. "Wenn wir uns als soziale Stadt verstehen, dann ist die Wohnraumversorgung eines der deutlichsten Zeichen, wie ernst wir es meinen", ist die einhellige Auffassung der Bündnispartner.
Auf Initiative der AWO Bonn/Rhein-Sieg wurde im August 2015 auch im Kreisgebiet ein Bündnis für Wohnen gegründet. Unter den Bündnispartnern AWO Bonn/Rhein-Sieg e.V., Diakonisches Werk an Sieg und Rhein, Caritasverband für den Rhein-Sieg-Kreis e.V., Deutscher Mieterbund Bonn/Rhein-Sieg/Ahr e.V., Der Paritätische im Rhein-Sieg-Kreis, Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Rhein-Sieg e.V. und dem DGB Bonn/Rhein-Sieg besteht Einigkeit, dass das Thema Wohnen in der gesamten Region einer gründlichen Betrachtung und einer Zusammenarbeit zwischen Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis bedarf. Ein großes Augenmerk legen die Bündnispartner auf die Menschen, die in die sozialen Beratungsstellen kommen. „Es gibt einen großen Bedarf an Sozialwohnungen im Kreis“, sagt Franz-Josef Windisch, der Geschäftsführer des AWO Kreisverbands. Der damalige Vorsitzende des DGB Bonn/Rhein-Sieg, Ingo Degenhardt, ergänzte bei der Gründungsversammlung: „Auch der Facharbeiter und die Krankenschwester haben bereits Probleme bezahlbaren Wohnraum in der Region zu finden.“
Neben einer deutlichen Erhöhung der Baufertigstellungszahlen erfordert der absehbare Anstieg von älteren, behinderten und pflegebedürftigen Menschen nach Ansicht der Verbände auch grundlegende Veränderungen in den Wohnungsbeständen. Vor allem alte Menschen, die auf barrierearme Wohnungen angewiesen sind, finden angesichts sinkender Renten kaum bezahlbare Wohnmöglichkeiten. Soll das selbständige Wohnen im Alter gestärkt werden, müssen landesweit bis zum Jahre 2025 etwa ein Drittel aller Wohnungen mit barrierearmen, barrierefreien und altersgerechten Standards umgebaut werden.
Engagement der AWO
Auf unserer Kreiskonferenz im Oktober 2019 haben die Delegierten aus den 27 AWO-Ortsvereinen in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis einen Leitantrag zum Thema Wohnen beschlossen. Unter der Überschrift „Zusammen leben in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis – Den Wohnungsmarkt in der Region gestalten“ wurden die zentralen Forderungen der Arbeiterwohlfahrt zur Entwicklung eines regionalen Wohnungsmarkts zusammengefasst.
Darin spricht sich die AWO Bonn/ Rhein-Sieg für
- die Schaffung zusätzlichen Wohnraums mit dauerhaft günstigen Mieten
- den Stopp von Bodenspekulation und der Stärkung des kommunalen Einflusses
- der Bekämpfung von Zweckentfremdung, Entmietung und Mietpreistreiberei
- sowie dem Erhalt lebenswerter Quartiere aus.
Zum Selbstverständnis der AWO gehört es aber nicht nur, politische Forderungen zu erheben sondern auch gezielt Hilfe zu leisten. Für ältere Menschen mit geringem Einkommen (und Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein) entstanden bereits 2012 rund um die AWO-Kreisgeschäftsstelle in Siegburg 54 barrierefreie Wohnungen. Mit dem Konzept „Seniorenwohnen“ wurden Möglichkeiten für altengerechten und zugleich bezahlbaren Wohnungsbau aufgezeigt.
Doch dem AWO Kreisverband ging es nicht nur um die Schaffung attraktiver Altenwohnungen in einem stadtnahen Wohnumfeld. Dort wo professionelle Unterstützungsleistungen aufgrund begrenzter Einkommen nur subsidiär in Anspruch genommen werden können, stehen die Selbsthilfe und die Unterstützung im Rahmen ehrenamtlicher und nachbarschaftlicher Strukturen für das Zusammenleben im Vordergrund. Entsprechend wichtig sind Angebote für die gemeinschaftliche Kommunikation und das Entstehen stabiler Nachbarschaften.
Für die Bewohnerinnen und Bewohner stehen z.B. regelmäßige Seniorentreffen oder die Seniorenberatung zur Verfügung, ebenso die Möglichkeit, preisgünstiges warmes Mittagessen von der AWO-Tochter „RoBi GmbH“ zu beziehen oder die Leistungen benachbarter AWO Einrichtungen in Anspruch zu nehmen. Durch die Stärkung von Eigeninitiative und gegenseitiger Hilfe sowie die Einbeziehung von haupt- und ehrenamtlichem Engagement erhalten auch ältere Menschen mit geringem Einkommen die Möglichkeit, bis ins hohe Alter selbstbestimmt in ihrer eigenen Wohnung leben zu können.
Gemeinsam für bezahlbaren Wohnraum in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis