„Seelisch gesund in der Gemeinde“
Seit 25 Jahren betreibt die AWO Bonn/ Rhein-Sieg das Sozialpsychiatrische Zentrum Eitorf/ Siebengebirge (SPZ) und seit 20 Jahren die SPZ-Tagesstätte in Eitorf. Beim Jubiläumsfest am 3.5.2017 wurde die Arbeit und die Bedeutung beider Einrichtungen für den rechtsrheinischen Rhein-Sieg Kreis gewürdigt. Das Eitorfer „Theater im Park“ bot dazu einen würdigen Rahmen.
Das Motto der Jubiläumsveranstaltung „Seelisch gesund in der Gemeinde“ beschrieb treffend den Anspruch der Einrichtungen. Das SPZ als gemeindenahe Einrichtung bietet ganz unterschiedliche Hilfen für psychisch erkrankte Menschen sowie deren Angehörige an mit dem Ziel ihnen wieder ein weitgehend selbständiges und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Dazu gehören der ambulant aufsuchende Dienst ebenso wie die gerontopsychiatrische Beratung oder die Arbeit mit Kindern psychisch kranker Eltern. Für rund 650 psychisch kranke Menschen ist das SPZ inzwischen im Laufe eines Jahres die zentrale Anlaufstelle. Entsprechend einig waren sich alle Gratulanten, dass diese Einrichtung mehr denn je gebraucht wird.
Dies gilt im gleichen Maße für die SPZ-Tagestätte. Wichtigste Aufgabe der betreuenden Sozialpädagogen, Heilpädagogen und Ergotherapeuten ist hier die Vermittlung von Stabilität für psychisch kranke Menschen. Eine feste Tagesstruktur, soziale Kontakte und Tätigkeiten von Gärtnerarbeiten bis hin zur Schreibwerkstatt geben dem Leben halt, wenn - mit den Worten eines Betroffenen - „das Leben entgleitet und wenn man nur noch Beobachter am Rand seiner eigenen Wirklichkeit ist“.
Kreisvorsitzender Heinz-Willi Schäfer sagte allen Kooperationspartnern ein großes Danke-schön für die inzwischen jahrzehntelange Unterstützung zum Nutzen der von uns betreuten Menschen. Zu ihnen gehören das Kreisgesundheitsamt, das Kreisjugendamt und nicht zuletzt der Landschaftsverband Rheinland. Zusammen mit Katja Ruiters, der Betriebsleiterin für Eingliederungshilfe und Arbeit beim AWO-Kreisverband bedankte er sich ebenso herzlich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre fachliche Arbeit und ihren großen Einsatz.
Katja Ruiters hatte im Vorfeld der Veranstaltung auch kritische Töne gefunden und darauf hingewiesen, dass sich insbesondere für seelisch erkrankte und behinderte Menschen die Lebenssituation auf dem Land zunehmend verschlechtere. Ärzte, Einzelhandel, Banken zögen sich immer mehr zurück mit der Folge, dass Angebote für die Betroffenen immer schwieriger zu erreichen seien. Diese Kritikpunkte wurden in der anschließenden Gesprächsrunde mit Landtagskandidaten, Vertretern der Kreisverwaltung, AWO-Kreisgeschäftsführer Franz-Josef Windisch sowie zwei Klienten des SPZ unter der Moderation von SPZ-Leiter Gerd Weisel noch vertieft. Auch hier stand die Wohn- und Lebenssituation der Menschen im Versorgungsgebiet des SPZ im Vordergrund, die dringend verbessert werden muss. Hilfe erhofft sich der Rhein-Sieg Kreis dabei vom Landesprogramm Regionale 2025, einem Förderprogramm, das die Infrastruktur stärken oder den Beruf des Hausarztes auf dem Land wieder attraktiver machen soll.
Nach diesen „ernsten Tönen“ freuten sich die zahlreichen Gäste umso mehr über ein Lied, dass die Besucherinnen und Besucher der SPZ-Tagesstätte eigens zum Jubiläum vorbereitet hatten. Sie trugen es mit viel Spaß vor, bevor der „Bunte Nachmittag“ mit einem sehenswerten Unterhaltungsprogramm startete.