Gemeinsame Position zur Tafel-Diskussion
Entschlossene Maßnahmen zur Armutsbekämpfung und eine sofortige Anhebung der Regelsätze in der Grundsicherung für alle hier lebenden bedürftigen Menschen fordern über 30 bundesweit aktive Organisationen von der neuen Bundesregierung anlässlich der aktuellen Debatte um die Tafeln. Dass Menschen, egal welcher Herkunft, überhaupt Leistungen der Tafeln in Anspruch nehmen müssten, sei Ausdruck politischen und sozialstaatlichen Versagens in diesem reichen Land, heißt es in der gemeinsamen Erklärung, die auch vom AWO Bundesverband unterzeichnet wurde.
Konkret gefordert wird die Anhebung der SGB II-Regelsätze, der Sozialhilfe und der Leistungen für Asylbewerber auf ein bedarfsgerechtes und existenzsicherndes Niveau. „Die Leistungen in der Altersgrundsicherung, bei Hartz IV oder im Asylbewerberleistungsgesetz sind ganz einfach zu gering bemessen und schützen nicht vor Armut. Die Regelsätze müssen sich am tatsächlichen Bedarf orientieren und ein Mindestmaß an sozialer Teilhabe garantieren. Wir brauchen eine untere Haltelinie gegen die Spaltung in Arm und Reich und müssen den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken“, so Annelie Buntenbach, Mitglied im Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).
Gemeinsam positionieren sich die Organisationen für Integration und eine offensive Sozialpolitik für alle hier lebenden Menschen. Günter Burkhardt, Geschäftsführer von PRO ASYL: „Deutschland ist reich, in Deutschland gibt es genug Geld und erst recht genug Nahrung für alle. Flüchtlinge und Migranten werden als Sündenböcke instrumentalisiert und für Fehlentwicklungen wie Armut und Wohnungsnot verantwortlich gemacht, die die Politik zu verantworten hat. Wir brauchen eine auf Gerechtigkeit und Integration abzielende Sozialpolitik, die Flüchtlinge und Migranten einschließt. Dazu gehört auch die Sicherstellung des Existenzminimums für alle Menschen in Deutschland. Hilfsbedürftige dürfen nicht nach Pass oder Nationalität gegeneinander ausgespielt werden.“
Es sei ein Skandal, dass die politisch Verantwortlichen das seit Jahren bestehende gravierende Armutsproblem verharmlosen und keine Maßnahmen zur Lösung einleiten, heißt es in der gemeinsamen Erklärung.
Tafeln der Arbeiterwohlfahrt im Rhein-Sieg-Kreis
Auch die Tafeln in Trägerschaft der AWO Bonn/Rhein-Sieg verteilen in jeder Woche Lebensmittel an bedürftige Menschen, überwiegend an ALG-II-Empfänger und Empfänger von niedrigen Renten, ebenso an Kranke, die nicht selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen können oder an Menschen, die vorübergehend in eine Notlage geraten sind sowie an geflüchtete Menschen, die in Deutschland Hilfe und Schutz suchen. Etwa 120 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen dafür, dass der Tafelbetrieb an unseren Standorten in Bad Honnef, Hennef, Königswinter und Much in jeder Woche neu funktioniert. Ihre Kernaufgaben sind nicht nur die Lebensmittelausgabe sondern auch der Lebensmitteltransport sowie zahlreiche vorbereitende Arbeiten bis zur Lebensmittelausgabe.
- Die Bad Honnefer Tafel besteht seit Dezember 2008 und verteilt derzeit in jeder Woche Lebensmittel an etwa 90 Haushalte mit ca. 220 Personen.
- Die Hennefer Tafel besteht seit Juni 2004 und verteilt derzeit an zwei Ausgabetagen in der Woche Lebensmittel an etwa 160 Haushalte mit rd. 400 Personen.
- Die Königswinterer Tafel besteht seit August 2009 und unterstützt wöchentlich etwa 90 Haushalte mit rd. 200 Personen.
- Die Mucher Tafel besteht seit Mai 2008 und verteilt in jeder Woche an etwa 100 Haushalte mit mehr als 250 Personen Lebensmittel.
Da viele Kundinnen und Kunden der Tafeln nicht in jeder Woche zur Tafel kommen, sondern unregelmäßig und manchmal erst dann, wenn die persönliche finanzielle Situation besonders angespannt ist, ist die Zahl der unterstützten Menschen insgesamt deutlich höher: sie liegt bei insgesamt rd. 600 Haushalten mit etwa 1500 Personen.