Eine personelle Verstärkung ist dringend erforderlich
Die Wohnberatung für den Rhein-Sieg-Kreis in Trägerschaft der AWO Bonn/Rhein-Sieg hat den Jahresbericht für 2019 veröffentlicht. Nach wie vor wird diese Einrichtung im Rhein-Sieg-Kreis stark in Anspruch genommen. Denn sie ermöglicht vor allem älteren Menschen, aber auch Menschen mit körperlichen und demenziellen Einschränkungen in vielen Fällen einen möglichst langen Verbleib in der eigenen und vertrauten Wohnumgebung.
Gefördert wird die Einrichtung zu 50 % von den Landesverbänden der Pflegekassen und zu 50 % vom Rhein-Sieg-Kreis. Leider steht eine dringend notwendige Anpassung des Stellenkontingents für den Rhein-Sieg-Kreis seitens der Pflegekassen weiterhin nicht in Aussicht. Während andere Regionen in NRW personell deutlich besser ausgestattet sind, verfügt die Wohnberatung für den Rhein-Sieg-Kreis unverändert über 2,75 Stellen, die sich auf vier Mitarbeiterinnen verteilen. Grundlage für die Argumentation der Pflegekassen in NRW ist eine veraltete Datenbasis aus dem Jahre 2010 bei der Berechnung der Einwohnerzahl der über 64-jährigen. Weiterhin werden Besonderheiten für die Arbeit im Rhein-Sieg-Kreis, dem bekanntlkich flächenmäßig größten Kreisgebiet in NRW mit entsprechend langen Fahrzeiten, nur völlig unzureichend berücksichtigt. Umso wichtiger ist es, dass zum kommenden Doppelhaushalt eine Erweiterung und Förderung einer zusätzlichen Stelle durch den Rhein-Sieg-Kreis beschlossen wird, auch wenn die Pflegekassen zu einer (Mit-)Finanzierung dieser zusätzlichen Stelle nicht beitragen wollen.
Bereits seit dem 1.1.1997 wird die Begleitung von Wohnungsanpassungsmaßnahmen durch unsere Wohnberatungsstelle wahrgenommen. Bis zum 20-jährigen Bestehen im Jahre 2017 konnten bereits mehr als 5.000 Ratsuchende eine persönliche Beratung in Anspruch nehmen und mehr als 4.000 Anpassungsmaßnahmen mit einem investitionsvolumen in Höhe von mehr als 19,6 Millionen Euro wurden durch unsere Mitarbeiterinnen in diesem Zeitraum begleitet.
Die Wohnberatung hat sich inzwischen zu einem wichtigen Erfolgsfaktor entwickelt, wenn es darum geht Betroffene durch geschultes, neutrales Personal über bauliche und technische Anpassungsmaßnahmen sowie über Hilfsmittel und Finanzierung zu informieren und Umsetzungsmöglichkeiten aufzuzeigen. In vielen Fällen konnte eine Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung verhindert oder zumindest zeitlich herausgeschoben werden. Dies bedeutet im Einzelfall auch eine deutliche Kostensenkung für den Sozialhilfeträger.
Dabei kann eine behindertengerechte Anpassung der Wohnung in der Regel schon mit relativ geringem Aufwand umgesetzt werden. Grundsätzlich gilt für alle barrierefreien bzw. barrierearmen Anpassungsmaßnahmen: je enger diese von uns begleitet werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer qualitativ hochwertigen Umsetzung mit einer langfristig positiven Wirkung, wie zum Beispiel eine deutliche Erleichterung der Pflege und eine Verbesserung beim Erhalt der Selbstständigkeit in der eigenen Häuslichkeit.
Die Bedeutung der Wohnraumberatung und der Beratungsbedarf im Kreisgebiet zu Wohnungsanpassungsmöglichkeiten werden in Zukunft noch deutlich zunehmen. Auch in der aktuellen Pflegeplanung für den Rhein-Sieg-Kreis werden der demographische Wandel und der deutlich steigende Anteil der Älteren und Hochbetagten im Rhein-Sieg-Kreis betont. Diese Entwicklung hat in den vergangenen Jahren schon zu einer massiven Steigerung der Beratungsfälle geführt, ohne dass bislang eine Stellenausweitung realisiert werden konnte.
Hinzu kommt, dass besonders die Beratungen von Menschen mit Demenz und deren Angehörigen sowie von alleinlebenden hochbetagten Klienten deutlich zugenommen haben. Auch die komplexe Beratung zu den mittlerweile sehr vielfältigen technischen Anpassungs- und Ausstattungsmöglichkeiten erfordern einen hohen Zeitaufwand, ebenso die Beratung zu unterschiedlichen Finanzierungsmöglichkeiten. Gerade eine sinnvolle technische Anpassung kann in vielen Fällen die Selbstständigkeit verbessern, noch vorhandene Kompetenzen unterstützen und besonders die notwendige Sicherheit erhöhen. Umso wichtiger ist, dass auch für solche Beratungen im Kreisgebiet ausreichende personelle Ressourcen zur Verfügung stehen.
Das vorrangige Anliegen unserer Wohnraumberatung ist es auch weiterhin, effektiv zur Stärkung der häuslichen und ambulanten Strukturen beizutragen und das Ziel „ambulant vor stationär“ bei möglichst vielen Bürgerinnen und Bürgern im Rhein-Sieg-Kreis zu unterstützen. Dies wird dauerhaft allerdings nur mit einer deutlichen personellen Verstärkung möglich sein.
Im Jahr 2019 haben unsere Mitarbeiterinnen insgesamt 334 „neue Fälle“, d.h. Anpassungsmaßnahmen begleitet, zusätzlich zu den noch aus den Vorjahren laufenden Fällen.
Eine Einschätzung der Wirkung zu den erfolgten Anpassungsmaßnahmen vermittelt das folgende Bild:
Wohnberatung 2019: Einschätzung der Wirkung erfolgter Anpassungsmaßnahmen (Mehrfachnennungen möglich) |
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Die Selbständigkeit ist verbessert worden, bzw. blieb erhalten |
122 |
Der Pflegebedarf konnte reduziert werden |
102 |
Unfallrisiken konnten beseitigt werden |
157 |
Verbleib in der eigenen Wohnung konnte erreicht werden bzw. Heimeinzug (stationäre Pflege) konnte vermieden werden |
77 |
Überforderung der Pflegekräfte konnte vermieden werden |
87 |